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samtweich

She´s a 10 but ... - Das Ende vor dem Anfang



Im Bus, auf der Couch oder auf dem Weg zum nächsten Starbucks haben wir das Handy in der Hand und überprüfen zu 90% die neusten Instagramtrends und Reels. Vor einigen Wochen ist ein Video viral gegangen, welches mich zum Nachdenken gebracht hatte.


Wir können uns alle daran erinnern, wie wir in der Schule in Kategorien eingeteilt wurde und auch heute noch genau das tun, obwohl wir eines besseren belehrt wurden sind. Ranking-Listen wurden immer länger und zeigten ganz genau, wer cool und wer nicht cool war. Doch nach was genau wurden wir beurteilt? Schon als Kind wussten wir, welche Kleidung in und welche out war. Wir wussten schon damals, was wir machen mussten um zur Trendclique zu gehören und welche Jungs unter die Top 10 gezählt wurden.


Die Selektion und Beurteilung, welche viel zu oft im Bullying endet, startet bereits in der Kinderstube.


Niemand wollte ausgeschlossen werden, denn selbst als Erwachsener ist das Gefühl von Einsamkeit an Depressionen oder andere psychische Erkrankungen geknüpft.

Tick-Tock, Instagram und Snapchat sind Plattformen die nur die schönen Seiten zeigen, die großen Models, die hergerichtete Körper und die makellosen Hautbilder. Plattformen die die Realität zeigen existieren, doch die meisten klicken diese mit einem Swipe nach links weg. Nicht nur dass wir es nicht sehen wollen, wird dir

der Algorithmus am Ende auch nur das zeigen, was du wirklich sehen willst.

Manche sagen, er ist wie deine beste Freundin, denn er zeigt dir deine Gedanken und das was du wirklich konsumierst. Dies beruht aber auf der Grundlage von Beurteilungen und Bewertungen.

Körperteile werden in schön, trainiert oder hässlich und unförmig eingeordnet. Doch zu was führt das? Ein Gedankenkarussell, welches wir uns selber aufbauen, in welchem wir damit beschäftig sind, unseren eigenen Körper auf einer Skala von 1-10 einzuschätzen. Die Kriterien sind willkürlich und haben sich auch Jahrzehnte nach der Schule nicht verändert.


Die Generation Z ist zurück an diesem Punkt und macht das Ganze jetzt nicht nur noch auf dem Pausenhof, sondern nach der Schule via Tick-Tock und auf den sozialen Netzwerken. Die Reels die mit dem Lied: Sie ist eine 10, aber ... beginnen, kategorisieren und beurteilen.

Auf meiner Recherche habe ich den Hintergrund und die eigentlichen Intention des Songs verstanden. Doch ist es nicht schon bereits zu spät gewesen und wie viele haben sich wirklich bewusst die Zeit genommen, zu verstehen, was hinter der Challenge steckt? Diese unterbewussten Subtitels hämmern sich in unsere Köpfe ein und werden ungefiltert an Kinder und Jugendliche weitergegeben. Egal welche Geschichte hinter diesem Song steht, er ist und bleibt es eine Beurteilung, die genau das macht, wovon wir wegkommen müssen - Menschen in Kategorien zu stecken und aufgrund derer auszuschließen.


Ausgangspunkt war, dass einer sehr attraktiven Person die einen besonderen oder nervigen Charakterzug hat, eine Zahl gegeben wird um diese dann in eine Attraktivitätsskala einordnen zu können. Die Schwestern Mary and Leah Woods aus Kalifornien haben den Trend gestartet und Männer die makellos schienen mit ihrer Unvollkommenheit bewertet. Die Frage die sie sich dabei stellten sollte beantworten, ob ein Mann ihre Zeit und Energie wert ist.


Ob diese Idee gut oder schlecht, falsch oder richtig ist, ist hier nicht zu beantworten. Dieser Trend wurde extrem schnell, sehr sexistisch und binnen kürzester Zeit falsch verwendet. Sätze wie

„She’s a ten but can’t cook“,

zeigen genau das, was eingangs problematisiert wurde.

Welche Verbindung besteht zwischen den Kochkünsten und deinem Aussehen? Soll uns gesagt werden, dass vermeintlich hübsche Frauen nicht kochen können? Wer nimmt sich genau hier wieder das Recht raus, das beurteilen zu dürfen? Auf was für einer Grundlage wird das überhaupt behauptet? Wieso kategorisieren wir Menschen, was ist das Ziel dabei und bringt es die Person die bewertet irgendwie in seinem Leben weiter?

Ich glaube eher nicht. Wir mischen uns in das Leben eines anderen ein, weil wir unser eigenes nicht kontrollieren können, weil wir unser eigenes Leben nicht als wertvoll empfinden oder wir uns gar nicht mit uns selber auseinandersetzten können. Denn es ist immer viel viel einfacher, das Leben des anderen zu kommentieren, als sich darüber Gedanken zu machen, was an dem eigenen überdacht werden sollte.

Wir stecken unsere Nase viel zu tief in die Angelegenheiten des Anderen und Tick-Tock mach gerade das, sehr einfach.


Menschen werden mit Zahlen bemessen, deren Schullade mit Alter, Aussehen, finanziellem Stand und ethnischer Zugehörigkeit betitelt ist. Menschen akzeptieren die subjektive Meinung des Anderen und stellen es höher als die vermeintlichen Schwächen derer zu akzeptieren. Doch was sind Schwächen überhaupt? Stellen wir uns alle mal die Frage, was die eigene vermeintliche Schwäche ist. Ich bin mir ganz sicher, dass es mindestens einen positiven Aspekt dieser Schwäche gibt, was sie wiederum zu einer Stärke macht.


Das Gegenteil sollte erreicht werden und wieder hat sich das durchgesetzt, was bereits eh schon ein großes Problem ist. Es unterstützt die subjektive Meinung des Gegenübers und suggeriert uns, dass es wichtig ist, was dieser denkt oder von uns hält. Wir sollten am Ende also alle unsere 10 finden, die den subjektiven Ansprüchen 100%-ig gerecht wird.


Doch das ist und wird niemand erreichen können.


Die sozialen Medien vermitteln, dass nur perfekte Menschen es wert sind, geliebt zu werden und diese Perfektion beruht auf unserem Körper. Ein Körper der uns täglich am Leben hält, der uns Freunde treffen und uns andere Kulturen erkunden lässt. Unser Körper ist ein Abbild unseres Lebens und jeder Körper ist anders, braucht was anders und sieht anders aus.

Es sollte aufgehört werden, dass Ticks, Marotten oder Wissenslücken als weniger attraktiv angesehen werden, denn schlussendlich ist es das, was uns ausmacht. Es macht uns menschlich, sympathisch und ganz sicher nicht unattraktiv.


Wann werden wir aufwache und erkennen, dass dieser unvollkommene und nie zu erreichende Perfektionismus die Menschen gierig, neidisch, habsüchtig, traurig und krank macht.

Wir müssen aufhören Menschen zu beurteilen und anfangen einander wieder so zu sehen, wie sie sind - als eine wunderschöne Persönlichkeit die unser Leben in jeglicher Hinsicht bereichert.


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