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samtweich

Ist "Offline" das neue "Online"?



Der Herbst steht vor der Tür und die Zeit sich zu Hause die Decke über den Kopf zu ziehen, weil bereits um 18:30 die Dämmerung einsetzt hat, ist geprägt von einer heißen Tasse Tee und einem guten Film. Währenddessen durchforsten wir die sozialen Netzwerke und schauen verbissen auf das Smartphone. um zu überprüfen was Person XY gestern gegessen hat, heute erledigen musste und welcher Rabattcode gerade gültig ist.

In den letzten zwei Jahren hat sich das Medienverhalten gegenüber der sozialen Netzwerke erheblich verändert.


Ob als stiller Konsument oder als Person, die täglich Inhalte ihres Lebens teilt.


Während wir in einem Look-down zu Hausen sitzen musste, war es spannend, wir haben uns, von der Schnelllebigkeit und der Möglichkeit ein Hobby zum Beruf zu machen, blenden und überwältigen lassen. Doch immer mehr sehe ich, dass wir zurückrudern.

Ist es denn noch zeitgemäß, alles zu teilen? Sind wir nicht wieder an den Punkt zurückgekehrt, an welchem wir uns rar machen müssen und uns wieder auf das fokussieren, was tatsächlich passiert, anstelle alles durch einen Filter zu sehen und auf Instagram teilen zu müssen?

Storys werden kreativer und immer häufiger wird die Platform neu und individuell gestaltet. Es geht weniger darum, dass wir einen Einblick in das Leben einer für uns vollkommen fremden Person bekommen, sondern um eine Möglichkeit der Kunst und Kreativität. Für den einen ist es die Chance, sein Business breitgefächert darzustellen und für den anderen ist es eine Ablenkung.

Doch diese Ablenkung ist gar nicht mehr so spannend. Immer häufiger setzten wir auf Reality und persönliche Lebensereignisse werden weniger zur Schau gestellt.

Social distancing ist zu einem Begriff geworden, welcher nicht nur für Freiheit, sondern auch für ein Ventil der Neudefinierung steht. Die Welt hinter den Bildern ist leider ganz und gar nicht so glamourös wie sie dargestellt wird. Die Möglichkeit, am Leben der Nachbarin teilzuhaben und dabei 365 Tage zu erfahren, was diese den Tag über macht, ist in den letzten Monaten abgeflacht.

Immer mehr ziehen wir uns zurück und tauschen die Bildschirmzeit gegen Momente der Realität.

Wir schaffen Erinnerungen und schießen Bilder, die wir anschließend feinsäuberlich in unser Album kleben. Es war lange eine Möglichkeit der Fantasie, eine weiter Ablenkung und ein Medium für den Konsumenten. Doch langsam fragen wir uns, ob wir es nicht doch übertrieben haben. Wir schauen uns täglich hundert Videos und Bilder an, klicken auf weiter, swipen nach oben oder kommentieren und liken auf den unterschiedlichsten Plattformen.


Interessiert es uns wirklich? Ist es wirklich wichtig, was der oder die gestern getragen, gemacht oder getrieben hat?


Ein neuer Artikel, ein neuer Beitrag, ein neues Reel und wieder ein neuer Hack, den wir ausprobieren müssen. Neudefinition, Neuinterpretiert oder doch nur abgeschrieben und umformuliert. Das Netzt, so groß, dass wir es nicht fassen können, ist voll und gesättigt.

Es ist an der Zeit, sich wieder rar zu machen, den Fokus umzulegen und bewusst zu konsumieren. Schlussendlich sollte sich die Frage gestellt werden: ob es nicht viel mehr gibt, als sich von Zahlen, Likes und den Meinungen von anderen bestimmen zu lassen.

Die Möglichkeit ist grenzenlos, und auf diesen Kanälen Bestätigung zu bekommen, ist wesentlicher einfacher, als im echten Leben zu überzeugen. Ohne Filter, ohne Photoshop und ohne Facetune. Denn die Wirklichkeit ist nicht perfekt, genauso wenig wie der Mensch, dem du in dem Smartphone beobachten und bewerten kannst.
  • Wie verhalte ich mich und wirke ich wirklich?

  • Sind die sozialen Medien nicht in Realität die Möglichkeit, sich aus der eigenen Wirklichkeit zu entziehen und aus dem eigene Leben zu entfliehen?

  • Lenken wir uns nur ab, damit wir selbst nicht allein sind und über das was vor den eigenen Füßen passiert, nachzudenken?

Vielleicht ist es an der Zeit, das wir wieder mehr offline sind, um im echten Leben online sein zu können. - Raum für das Wesentliche zu schaffen und den Blickwinkel zu verändern, weiter zu denken und bewusster Situationen wahrnehmen zu können.



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